Sie sind nah am Wasser gebaut, nehmen sich jede Kritik sehr zu Herzen, haben Verständnis und immer ein offenes Ohr für die Probleme Ihrer Kollegen: Herzlichen Glückwunsch - Sie scheinen ein sehr sensibler und einfühlsamer Mensch zu sein!
Das Problem: Alle sagen Ihnen, sie sollten sich öfter zusammenreissen, selbstbewusster auftreten und mehr Egoismus an den Tag legen. Sonst, so prophezeit man es Ihnen, haben Sie keine Chance sich im Job durchzusetzen und Karriere zu machen. Sensibilität gilt nicht gerade als Charaktereigenschaft, die für ein berufliches Weiterkommen hilfreich sein könnte. Vielmehr wird dazu geraten, sich ein dickes Fell anzuschaffen, erst einmal an sich selbst zu denken und sich bloss keine Schwäche anmerken zu lassen. Aber sind sensible Frauen heute wirklich so sehr im Nachteil, wenn es darum geht sich im Job durchzusetzen und Karriere zu machen?
Früher wurde Sensibilität als Schwäche ausgelegt
Sensibilität wurde lange Zeit als Schwäche ausgelegt - bei Männern grundsätzlich und bei Frauen spätestens dann, wenn diese sich beruflich etablieren wollten. Wer im Job Erfolg haben will, so lautete der allgemeine Konsens, der muss bereit sein die Ellenbogen einzusetzen und darf auf keinen Fall zu emotional reagieren, wenn es stressig wird, Probleme auftauchen oder Kritik geäussert wird. Einfühlsamkeit und Sensibilität galten als Eigenschaften, die bestenfalls Frauen zugestanden wurden, die in sozialen Berufen tätig waren, also zum Beispiel als Lehrerin oder im Kindergarten arbeiteten. Heute ist das anders - auch wenn diese Einstellung noch nicht in allen Chefetagen angekommen sein mag. Weil auf dem Arbeitsmarkt Einzelkämpfer weniger gefragt sind, sondern Arbeitnehmer immer auch ein grosses Mass an sozialer Kompetenz mitbringen sollten, sind andere Eigenschaften wichtiger geworden als früher. Durch projektbezogene Arbeit und die zunehmende Tendenz, multiprofessionelle Teams zusammenzustellen, die sich im Hinblick auf Qualifikationen und persönliche Stärken gegenseitig ergänzen, gilt es heute nicht mehr Nachteil, wenn eine Mitarbeiterin sensibel ist und auch hin und wieder Emotionen zeigt.
Lernen Sie, Ihre Stärken richtig einzusetzen
Natürlich tun Sie sich keinen Gefallen damit, wenn Sie jedes Mal in Tränen ausbrechen, wenn Ihr Chef Sie kritisiert. Extreme Gefühlsausbrüche hindern Sie daran, die jeweilige Situation rational richtig einschätzen zu können. Nicht jede kritische Äusserung deutet darauf hin, dass man vorhat Sie zu entlassen oder mit Ihrer Arbeit generell unzufrieden ist. In vielen Situationen kann es aber sehr hilfreich sein, wenn Sie Ihre feinen Antennen auf Empfang stellen. Sensible Menschen nehmen oft Dinge wahr, die anderen gar nicht auffallen, wie beispielsweise Stimmungen und Gedanken, die nicht laut ausgesprochen werden. Das kann sehr wichtig sein, wenn Sie beispielsweise mit einem Kunden sprechen oder gemeinsam mit Kollegen an einem wichtigen Projekt arbeiten. Sie können dann ganz anders reagieren als Menschen, die immer mit dem Kopf durch die Wand wollen und nur daran denken, ihre eigenen Ideen und Interessen durchzusetzen.
Sensible Frauen können also sehr wohl Karriere machen und wenn Sie ihre Stärken richtig einsetzen, kann Ihnen das sogar einige Vorteile im Berufsleben bringen.
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Textquelle: Redaktion