"Frau S., was ist nur mit Ihnen los? Ich kenne Sie als motivierte, konzentrierte und vor allem hart arbeitende Mitarbeiterin, aber seit einiger Zeit schaffen Sie Ihr Arbeitspensum nicht mehr, kommen häufig zu spät und verhalten sich unprofessionell gegenüber Ihren Kollegen und Vorgesetzten. Wenn das so weiter geht habe ich keine andere Wahl als Sie abzumahnen!"

Natürlich wird niemand gern kritisiert und wenn die Kritik unberechtigt wäre würden Sie vermutlich Ihrem Chef Paroli bieten. Was aber, wenn es Ihnen gerade wirklich nicht gut geht und alle Vorwürfe berechtigt sind? Private Krisen können das Leben durcheinander bringen und fast niemand schafft es dann im Job so zu tun als ob alles in Anordnung wäre. Die Folge: Sie sind weniger leistungsfähig, können sich schlecht konzentrieren, provozieren Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten oder beschränken den Kontakt auf das Nötigste. Das bleibt natürlich nicht lange unbemerkt. Aber wie reagiert man in einer solchen Situation richtig? Ist es besser ehrlich zu sein und die privaten Sorgen anzusprechen? Oder wäre das ein Fehler, weil Ihr Arbeitgeber von Ihnen erwartet Privates und Berufliches strikt zu trennen?

Lebenskrisen treffen die meisten Menschen früher oder später

Die Trennung von Ihrem Lebensgefährten, der Verlust eines lieben Menschen, finanzielle Probleme oder die Diagnose einer schweren Krankheit: Es gibt viele mögliche Gründe, warum Sie Ihre Arbeit plötzlich nicht mehr so gut erledigen können wie gewohnt. Sie sind ein Mensch, keine Maschine und niemand ist in der Lage Probleme und Konflikte auf dem Weg ins Büro an der Garderobe abzugeben. Ängste, ein schlechtes Gewissen, Trauer oder Scham sind sehr starke Gefühle, die sich nicht so einfach unterdrücken lassen. Natürlich gibt es Menschen die sensibler und emotionaler sind als andere. Wer in der Lage ist sich eine Lebenskrise nicht anmerken zu lassen und trotzdem so weiter zu machen wie bisher, der scheint zunächst im Vorteil zu sein. Aber: Meist lassen sich negative Gefühle nicht komplett verdrängenden und wenn doch, dann nur für eine gewisse Zeit. Irgendwann werden die Betroffenen wieder von ihnen eingeholt und komplett überwältigt. Das Problem besteht darin, dass Aussenstehende das emotionale Chaos eines anderen oft nicht richtig einschätzen können, wenn man dieser Person nicht nahe steht.

Seien Sie ehrlich zu sich selbst und anderen

Was also ist der richtige Weg was den Umgang mit Problemen betrifft, welche sich negativ auf die eigene Arbeitsleistung betrifft? Der Chef interessiert sich doch nicht für den Liebeskummer seiner Mitarbeiter, oder? Nein, das tut er vermutlich nicht. Zudem bewerten Aussenstehende die Lage möglicherweise anders als Sie selbst. Wenn ein Mensch stirbt, so lässt das vermutlich auch einen Vorgesetzten nicht kalt, wenn es um die Bewertung der Situation geht. Eine Trennung hingegen gehört für viele zum Leben dazu und die meisten Chefs werden wohl eher wenig Verständnis zeigen, wenn eine Mitarbeiterin aus diesem Grund ständig zu spät kommt oder nicht mehr die Leistung bringt wie gewohnt. Trotzdem: Treten Sie die Flucht nach vorne an und seien Sie ehrlich zu Kollegen und Vorgesetzten. Erklären Sie, dass es Ihnen gerade nicht gut geht aufgrund von privaten Problemen bevor Sie auf Ihre Unkonzentriertheit in der letzen Zeit angesprochen werden. Wenn möglich, bitten Sie um Urlaub - notfalls auch unbezahlt. Diesen können Sie nutzen um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Und scheuen Sie nicht sich professionelle Hilfe zu suchen wenn Sie merken, dass Sie die Situation alleine nicht bewältigen können.

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