Name: Anjali Raja Beharelle
Alter: 41
Ausbildung: Doktor (Ph.D.) in Kognitive Neurowissenschaften
Beruf: Unternehmerin/Mitgründerin von Collabree AG
Zivilstand: Verheiratet
Kinder: Keine
Freizeit/Hobbies: Kochen und backen, Musik (singen/Klavier), Reisen, Wandern, Skifahren, Segeln, Yoga, Pen & Paper Rollenspiel
Mitgliedschaften/Engagements: Feminno, Women in Digital Health, Econ Alumni UZH, Northwestern Alumni Club Switzerland
Stärken: Gute Kommunikationsfähigkeiten, analytisch, begeistert neue Kompetenzen zu lernen, ergebnisorientierte Einstellung, in der Lage mit Unsicherheit umzugehen, selbst motiviert.
Sternzeichen: Libra/Waage
Passion: Ich bin am meisten motiviert und glücklich, wenn ich mein Wissen und Erfahrung umsetzten kann, um anderen zu helfen
Lebensmotto: “If you’re giving, you’re living.” (wenn Du was für andere tust, holst Du das Beste aus dem Leben heraus).

Fragen

1. Was war dein erster Job?
Mein erster Vollzeitjob war ein dreimonatiges Forschungspraktikum in einem Immunologie Labor. Es ging darum die Ursachen einer seltenen Immunerkrankung bei Kindern herauszufinden. Ich erinnere mich, wie sehr ich von der Ärztin beeindruckt war, die das Forschungsprogramm gründete und aufbaute. Vorher arbeitete ich Teilzeit in einem Altersheim.

2. Wie viel hast du damals verdient und wann war das? 
3000 U.S. Dollar für die 3 Monate von einem Stipendium. Es war im Jahr 2000.

3. Hattest du als Kind einen Traumberuf?
Mein Vater war Teilchenphysiker, der in Chicago und auch in der Schweiz am CERN tätig war. Deshalb bin ich mit der Wissenschaft und mit Forscherinnen und Forschern aufgewachsen. Ich wollte als Kind etwas im Forschungs-/Expeditionsbereich machen, so in Richtung Archäologie. Ich stellte mir vor, Professorin zu werden, die auch weltweite Forschungsreisen unternimmt, so im Stil von Indiana Jones, haha. Auf die Neurowissenschaft bin ich dann durch ein Buch von dem Neurologen Oliver Sacks gekommen.   

4. Welchen Stellenwert hat deine Arbeit heute für dich?
Ich priorisiere die Arbeit ziemlich hoch in meinem Leben, besonders weil das Aufbauen von einem Unternehmen von Grund auf, insbesondere mit dem Ziel durch evidenzbasierten Ansätze das Wohlbefinden von anderen zu verbessern, Bedeutung schafft. Es macht auch Spass, die täglich wechselnden Aufgaben und Herausforderungen, die bei einem Startup einem entgegenkommen, anzugehen, und man trifft immer wieder interessante und engagierte Leute, mit denen man sich austauschen kann.

5. Was genau machst du beruflich? 
In Partnerschaft mit dem Universitätsspital Basel leite ich zurzeit eine klinische Studie, die prüft, ob der digitale Ansatz von Collabree bei chronisch kranken Patientinnen und Patienten in der Schweiz zu nachhaltigen Verbesserungen von der Therapietreue und von der Gesundheit führen kann. Zudem setze ich Forschungsergebnisse und Wissen aus der Verhaltensökonomie und Neurowissenschaft um, um unsere Intervention zu verbessern. Ich vermittle dieses Wissen, wie es in der Applikation umgesetzt wird, auch durch Schreiben von Blogs und Artikel.

6. Wie genau bist du zu diesem Job gekommen?
Ich war vorhin in der Neurowissenschaft und Verhaltensforschung tätig, mit Schwerpunkt Entscheidungen für langfristige Ziele zu optimieren. Dort liefen Studien hauptsächlich in Laboren. Im Hinterkopf hatte ich das Bedürfnis, dieses Wissen auch in der „echten Welt“ anzuwenden, um einen konkreteren Unterschied für andere zu machen. Ich kam zu diesem Job durch eine Arbeitskollegin, die mich den anderen Mitgründern von Collabree, Michael und Pascal, vorstellte. Ich war ziemlich begeistert vom Projekt und fühlte mich auch im Team zu Hause. 

7. Bist du mit deinem Beruf glücklich?
Diese Verwirklichung vom Wunsch an eine angewandte Lösung für Verhaltensänderung, die auf spannenden Forschungsergebnissen basiert, zu arbeiten macht schon ein gutes Gefühl, ja. Kann man nicht bestreiten.

8. Welche Aufgaben in deinem Job machen Dich glücklich? 
Ich komme sehr gerne auf neue Ideen nachdem ich wissenschaftliche Artikel gelesen habe. Die Umsetzung dieser Ideen mit dem Team, die für kreative und neue Ansätze in der App offen und positiv mir entgegenkommen, zu besprechen. Es macht mich auch glücklich, über diese Entwicklungen in verständlicher Sprache zu schreiben, mit anderen darüber zu sprechen, oder relevante Artikel in unseren Social Media Kanälen weiterzugeben. Ich finde es wichtig, Kontakte mit anderen Frauen im Unternehmensbereich und allgemein zu pflegen. Zurzeit organisiere ich mit anderen Frauen eine Peer Mentoring Gruppe, wo wir uns gegenseitig austauschen und unterstützen. Dies macht mich ebenfalls happy. Sobald wir die ersten Resultate der Studie bekommen werden, die zeigen können, dass unser Ansatz effektiv die Patientinnen und Patienten unterstützen kann, wird dies das Beste sein.

9. Wie findest du Balance zwischen Beruf und Freizeit?
Aufgrund der aktuellen Lage läuft zurzeit bei mir nicht so viel Interessantes in der Freizeit muss ich ehrlich sagen, obwohl ich vor kurzem an einer Musikzusammenarbeit aus der Ferne mitgemacht habe, um gemeinsam ein Lied aufzunehmen. Dies hat sehr viel Spass gemacht. Bei der Arbeit haben wir eine coole Arbeitskultur, bei der jeder die Verantwortung hat, die Arbeitsstunden selber einzuteilen. Wir zählen die Ferientage nicht runter sondern rauf. Jeder kann sich also so viel Zeit nehmen, wie es für ihn oder sie passt. Ich nehme mir daher flexibel Zeit für Hobbies und um Freunde für Spaziergänge und Wanderungen im Freien zu treffen, wenn ich Bedarf danach habe, und es auch in den Arbeitsalltag hineinpasst. Dies lädt die Batterien wieder auf. Ich freue mich auch schon sehr auf die Zeit, wenn es wieder möglich sein wird, zu reisen, und werde Zeit dafür nehmen dadurch zu entspannen und neue Perspektiven zu entdecken.

10. Hattest du in deiner Karriere eine Person, die dich stark gefördert hat?
Ich bin in einer Familie von starken Frauen aufgewachsen. Meine Mutter war in eine Frauenorganisation in der Forschung tätig  und beide meine Tanten arbeiteten in der Zahnmedizin und gründeten auch ihre eigenen Praxen. Sie haben mich am meisten mit ihrem positiven Beispiel beeinflusst. Sie haben mich oft praktisch in meiner Karriere, in dem sie mir zugehört haben, Rat gegeben haben, oder an die richtige Stelle vermittelt haben, unterstützt. Beispielsweise betonte meine Mutter bei einer meinen ersten Jobs, dass ich als erstes schauen solle, wie ich Wert für meinen Arbeitgeber schaffen kann. Ausserhalb der Familie hatte ich einige Mentorinnen und Mentoren, von denen ich viel gelernt habe, und die auch für mich eingestanden sind und mich gefördert haben, um den nächsten Schritt in meiner Karriere zu erreichen. 

11. Hast du heute berufliche Ziele?
Ich hätte sehr gerne, dass Collabree wächst und dann auch ausserhalb der Schweiz in den deutschen und österreichischen Markt sich verbreitet, um dort chronisch kranke Patientinnen und Patienten zu unterstützen. Für mich ist es auch wichtig, Partnerschaften mit Forschungsinstituten zu stärken, dass wir eine Pipeline bilden können, wo die neuesten Forschungsresultate dann in der App für Verhaltensänderung umgesetzt werden können.

12. Bereust du beruflich etwas?
Entscheidungen bereuen frisst Energie und kann einem die Scheuklappen aufsetzen, neue Möglichkeiten, die einem entgegenkommen, zu sehen und dafür offen zu sein. Es ist auch unmöglich zu wissen, genau welche Folgen andere Entscheidungen auf sein eigenes Leben gehabt hätten. Ich weiss, dass alle meine Entscheidungen mich zu meinem jetzigen Beruf geführt haben, und das macht mich glücklich.

13. Hattest du auch Niederlagen? Wie bist du damit umgegangen?
In einem vorherigen Job haben einige, ob bewusst oder unbewusst, zu einer Arbeitskultur beigetragen, die Frauen gegenüber feindlich war. Es kam zu einem Punkt, wo ich kurz davor war den Job aufzugeben. Während dieser Zeit hatte ich riesige Unterstützung von meinem Mann, meiner Familie, und Freundinnen und Freunden. Schlussendlich kam ich in Kontakt mit Arbeitskolleginnen und Kollegen und Managers, die motiviert und engagiert waren, die Arbeitskultur zu ändern, besonders da dies mittlerweile ein bekanntes Problem bei vielen Arbeitsstellen ist. Sie haben mehrere konkrete Lösungen für meine persönliche Situation entwickelt und haben allgemein positive Änderungen initiiert und geschaffen. Glücklicherweise musste ich dadurch den Job nicht aufgeben und habe sehen können, wie die Kultur sich langsam positiv wandelte. Ich habe daraus gelernt, wie wichtig es ist auch für sich selbst einzustehen und Hilfe von anderen anzunehmen. 

14. Welchen Rat gibts du heute an jungen Frauen?
Mach Dir nicht zu viele Gedanken über was andere Menschen sagen, was Du kannst oder nicht kannst, besonders weil es vielleicht nicht genug Geschichten gibt, die wir in Filmen, Büchern, Medien oder unter uns selber erzählen über Frauen, die das machen, wovon Du träumst. Was zählt ist wie Du Deine eigene Geschichte schreibst. Du selber kennst am besten Dein eigenes Potenzial und kannst ziemlich alles tun, was Du Dir vornimmst. Du wirst Leute auf dem Weg begegnen und auf Ressourcen stossen, die Dich dabei unterstützen werden. Also halte Ausschau!

 

Über die Firma

Name: Collabree AG
Position: Mitgründerin/Chief Science Officer
Angebot der Firma: Wir unterstützen und motivieren Patientinnen und Patienten auf dem schwierigen Weg der nachhaltigen Verhaltensänderung. Dies soll ihnen helfen, ihre Therapiepläne besser einzuhalten. Unsere Lösung kommt in Form einer digitalen Verhaltensintervention über eine Handy Applikation.
Kunden: Unsere digitale Lösung kann einen wesentlichen Unterschied machen für Versicherungs- und Pharmaunternehmen sowie Apotheken aber auch für uns als Gesellschaft. Wir alle sind von den verhinderbaren Gesundheitskosten betroffen, die leider jedes Jahr durch die Nichteinhaltung von Therapiepläne entstehen. Unsere Endkunden sind chronisch kranke Patientinnen und Patienten, die regelmässig Medikamente einnehmen müssen, aber auch alle, die nachhaltige Gewohnheiten bilden wollen, um ihre Gesundheitsziele zu erreichen.
Partnerschaften: Im Rahmen unserer klinischen Studie arbeiten wir mit dem Universitätsspital Basel zusammen. Zudem haben wir mehrere Partnerschaften mit namhaften Versicherungs- und Medizinaltechnik-Unternehmen aufgebaut, und sind derzeit ebenfalls daran, weitere Partnerschaften mit Patientenvereinigungen zu knüpfen.
Webseite:  https://www.collabree.com/de/

 

 

 

Bildquelle: Anjali Raja Beharelle