"Haben Sie Stellen zu vergeben?"
"Nein, zurzeit leider nicht. Aber Sie können gerne bei uns ein dreimonatiges Praktikum absolvieren. Das wird zwar nicht vergütet, aber dafür gewinnen Sie einen Einblick in unser Unternehmen und sammeln Berufserfahrung. Senden Sie uns doch Ihre ausführlichen Bewerbungsunterlagen zu!"

Junge Leute, die ihren Studienabschluss erfolgreich hinter sich bringen konnten, hatten früher häufig die freie Auswahl unter verschiedenen Job-Angeboten. Sie waren gut ausgebildet und konnten selbstbewusst ins Berufsleben starten. Heute ist das anders. Immer mehr Berufsanfänger finden keine Festanstellung, sondern höchstens einen schlecht oder unbezahlten Praktikumsplatz. Bleibt die Hoffnung, wenigstens im Anschluss eine Stelle angeboten zu bekommen - schliesslich hat man sich nun bewährt. Doch häufig schliesst sich an ein Praktikum bereits das Nächste an und langsam beginnen die jungen Arbeitnehmer an sich zu zweifeln. Ausserdem: Wie soll der Lebensunterhalt von einem kleinen Taschengeld bestritten werden?

Qualifiziert, aber nicht gut genug für eine feste Anstellung

Generation Praktikum: So werden junge Menschen bezeichnet, die meist über eine akademische Ausbildung verfügen, hoch qualifiziert sind aber dennoch nur Praktika angeboten bekommen mit der Begründung, ihnen fehle die Berufserfahrung. Unternehmen profitieren natürlich von diesem Trend: Sie lassen motivierte junge Fachkräfte für sich arbeiten, die ihnen noch dabei helfen Personalkosten zu sparen. Häufig stellen die Firmen Festanstellungen in Aussicht, die aber am Ende nur sehr selten an die ehemaligen Praktikanten vergeben werden. Die müssen sich erneut auf die Suche machen - und nehmen in ihrer Verzweiflung das nächste Praktikumsangebot an. Und um nicht wieder bei Mama und Papa einziehen zu müssen, suchen sie sich Jobs die Geld bringen, aber sicherlich nicht die eigene Karriere vorantreiben. Also arbeiten sie neben ihrem Vollzeitpraktikum im Supermarkt, verteilen Flyer oder fahren Pizza aus. Das zerrt an den Nerven - und die Unternehmen reiben sich die Hände.

Die Praxis ist absolut legal

Viele junge Menschen fühlen sich von dieser Praxis ausgebeutet - und das zu Recht. Der Konkurrenzkampf untereinander ist gross und häufig auch der Druck von aussen durch Familienangehörige, welche sich verpflichtet fühlen die Dauerpraktikanten finanziell zu unterstützen. Viele Betroffene orientieren sich beruflich um, weil sie dazu gezwungen sind. Mittlerweile reichen Praktika nämlich häufig nicht einmal mehr aus, um Personaler davon zu überzeugen, dass die Bewerber Berufserfahrung haben. Das ist alles andere als fair, aber absolut legal. Der Gesetzgeber hat keine Handhabe, dieser Praxis einen Riegel vorzuschieben.

Tipp: Betroffene sollten sich nicht ausbeuten lassen

Wenn Du ebenfalls Probleme hast nach Deinem Studium einen feste Anstellung zu finden, so stehst Du also nicht alleine da. Wichtig ist, dass Du nicht Dir selbst die Schuld an der Situation gibst. Das tun nämlich viele und beginnen, an den eigenen Qualifikationen zu zweifeln. Versuche lieber nach Alternativen zu suchen. Vielleicht besteht für Dich die Möglichkeit im Ausland zu arbeiten oder ein Aufbaustudium zu absolvieren.

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