Harmonie, ja, prima, aber wenn alle nur nett sind, stimmt doch auch etwas nicht, denn wo Menschen aufeinander treffen, entstehen nun einmal Konflikte. Wenn Du Dich immer darum bemühst, alles nett haben zu wollen, kann eins auf der Strecke bleiben: Deine Persönlichkeit. Das wäre doch schade, also lass es ruhig öfter mal krachen!

Wer immer freundlich und gefällig ist, wird - leider, muss man sagen - oft nicht ganz ernst genommen. Wenn Du das auch schon erlebt hast, kennst Du sicher auch die scharfen Reaktionen, die sofort kommen, wenn jemand nicht mehr nett ist, sozusagen "aus der Rolle fällt". Dass wir alle dazu neigen, andere Menschen eindimensional zu sehen, ist Fakt. Der Schüchterne gesellt sich zum Draufgänger, der wird vom Grossmaul flankiert, und alle zusammen freuen sich über den ewig Lustigen oder den mit dem grossen Herzen. Nur - kann das wirklich so sein, und ist es sinnvoll, sich und Andere in ein starres Korsett zu stecken? Je nach Situation werden doch ohnehin immer wieder andere Facetten unserer Persönlichkeit abgefragt, und dazu gehören ganz klar auch die negativ konnotierten Eigenschaften.

Zu Hause ein Engel, im Job ein Satansbraten

Selbst wenn Du es im Stillen ganz bequem findest, zu allem "Ja" zu sagen, merkst Du doch auch, wie langweilig so etwas sein kann. Sorge doch lieber für Überraschungen, indem Du derjenige bist, der auch öfter eine kontroverse Meinung ins Spiel bringt. Das macht dich interessanter als Person, sagt den Anderen aber auch, dass sie Dich als ein Wesen mit vielen Seiten ansehen sollen. Launisch und unberechenbar ist natürlich hier nicht gemeint, auch nicht cholerisch, aber eben eine gute Mischung aus nett, kritisch und auch einmal provokant. Dadurch entsteht ein Gesamtbild, das Dir in vielen Lebenslagen nützen wird, denn Du kannst verschiedene Register ziehen. Zu Hause bist Du dann der oder die Butterweiche, der freiwillig den Müll herunter bringt. Und im Job muss und sollte man damit rechnen, dass Du auch einmal scharfe Töne anschlägst.

Macht ein solches Verhalten nicht einsam?

Dass liebe, nette Menschen grundsätzlich gerne gesehen sind, steht ausser Frage. Sie werden aber, wie ausgeführt, oft nicht wirklich beachtet. Wenn Du Dir das klar machst, ist es doch auch gar nicht riskant, Dich mit Ecken und Kanten zu präsentieren. Auf die unechten Kontakte, bei denen Du nur ankommst, wenn Du mitläufst und lieb bist, kannst Du doch gut verzichten. Und , ja, im Job muss man schon mit dem berühmten Schmieröl der Höflichkeit arbeiten, aber das bedeutet nicht, dass Du Dir alles gefallen lässt. Du hast die eigentlich sehr spannende Aufgabe, Dir in jeder Situation eine Mischung auszuwählen. Die könnte so aussehen: grundsätzlich jovial, aber wenn jemand Dir zu nah kommt, Dich verletzt, bist Du eindeutig, klar und Grenzen setzend. Das bringt ganz sicher Spannung in Dein Leben, und unterdrückter Ärger dürfte für Dich auch kein Thema mehr sein. Erwirb Dir ruhig den Ruf, der "Querdenker" zu sein - genau die Sorte ist im Berufsleben heute sehr gefragt.

Tipp: "Aus Prinzip" gegen alles Mögliche zu sein, ist albern. Bleib einfach wachsam und trau Dich, Deine ganz persönliche Meinung zu haben und zu äussern.

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