"Kannst du mir bei meinem Projekt helfen?"
"Sie sind doch sicherlich bereit, die Krankheitsvertretung für Ihre Kollegin zu übernehmen, oder?"
"Es ist bestimmt kein Problem, wenn Sie Ihren Urlaub verschieben - die Auftragslage ist gerade so gut."
Solche Sätze kommen Ihnen nur allzu bekannt vor? Dann haben Sie möglicherweise in letzter Zeit zu oft zu allem "Ja und Amen" gesagt. Das Problem ist: Wer sich immer hilfsbereit zeigt und anderen einen Gefallen tut, der wird schnell ausgenutzt. Denn leider hat Ihre Hilfsbereitschaft nicht immer die Folge, dass Ihnen auch geholfen wird, wenn Sie einmal nicht weiter kommen oder um einen Gefallen bitten. Eine Hand wäscht die andere? Leider nicht! Gerade im Job herrscht eher die Devise: Jeder ist sich selbst der Nächste. Daher ist es gerade für Frauen, die Karriere machen möchten wichtig, sich auch abgrenzen zu können und entschieden "Nein!" zu sagen, wenn Sie Gefahr laufen, dass Ihre Gutmütigkeit ausgenutzt wird.

Frauen sind so erzogen, dass ihnen ein "Nein" nur schwer über die Lippen kommt

Gerade Mädchen werden von Anfang an so erzogen, dass sie anderen helfen und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, wenn es der Allgemeinheit dient. "Brave Mädchen" sind sensibel, hilfsbereit und sozial. Wer die Ellenbogen ausfährt, gilt schnell als "schwierig" oder "zickig". Von Jungen hingegen wird erwartet, dass sie sich durchsetzen können und Rückgrat zeigen. Und was ist die Folge dieser Erziehung? Immer noch haben es Frauen schwer, wenn sie die Karriereleiter erklimmen und in grösseren Unternehmen eine Führungsposition ergattern wollen. Frauen seien zu harmoniebedürftig, zu "weich" oder zu nachgiebig. Diejenigen Frauen, die aktiv gegen dieses Image ankämpfen, müssen sich anstrengen und möglicherweise sogar ihre Persönlichkeit unterdrücken, wenn sie Erfolg haben wollen. Das ist ungerecht.

Ja-Sager werden häufig übergangen

Natürlich sollten Sie sich nicht verstellen. Wenn Sie gerne helfen und anderen zur Seite stehen, dann ist das ein toller Charakterzug. Aber: Sie sollten nicht zulassen, dass andere Sie behandeln können wie es ihnen gerade passt. Angepasstes Verhalten und die Unfähigkeit, anderen etwas abzuschlagen, ist anerzogen. Ihnen wurde vermittelt: "Sei höflich, freundlich und tue Gutes, dann wirst du gemocht und anerkannt." Im Berufsleben, aber auch privat, ist das jedoch eben nicht der Fall. Ja-Sager gelten als langweilig und angepasst, sie zeigen kein Profil und verpassen ihre Chance sich zu positionieren und die eigene Persönlichkeit einzubringen wenn es beispielsweise darum geht Ideen zu entwickeln oder besser bezahlte Jobs zu ergattern. Meistens werden diejenigen Kollegen befördert, die eben nicht alles mit sich machen lassen und klar äussern, wenn ihnen etwas nicht passt.

Tipp: Fangen Sie an sich nicht nur um andere, sondern auch um sich selbst zu kümmern

Natürlich sollen Sie nicht zum Ekel mutieren und nur noch ihre eigenen Interessen verfolgen ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Es reicht schon, wenn Sie beispielsweise darauf bestehen, dass Sie Ihren schon vor langer Zeit eingereichten Urlaub auch antreten können. Und wenn Ihre Kolleginnen und Kollegen immer wieder Hilfe von Ihnen erbitten, selbst aber keine Zeit haben, wenn Sie Unterstützung brauchen, dann sprechen Sie dies auch an.

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