"Sagen Sie mal, was verdienen Sie eigentlich?" Natürlich, das ist eine interessante Frage. Aber dürfen Sie darauf überhaupt antworten? Logischerweise sehen es Chefs nicht gerne, wenn seine Mitarbeiter sich über ihren Lohn austauschen. Niemand nimmt es schliesslich gerne hin, wenn der Kollege am Ende des Monats eine höhere Summe überweisen bekommt - gerade dann nicht, wenn dieser die gleiche Arbeit macht wie Sie selbst.

Aber: Es gibt kein Gesetz welches es Ihnen verbietet, mit anderen Leuten über Ihren Verdienst zu sprechen. Anders als die meisten betriebsinternen Informationen fällt das eigene Gehalt nicht unter das Betriebsgeheimnis und sie dürfen offen darüber reden. Jedem steht es frei, seinen Arbeitslohn mit dem anderer Arbeitnehmer zu vergleichen und auch, als Konsequenz anschliessend einen höheren Lohn zu fordern. Ob Ihnen dies gewährt wird, ist jedoch Verhandlungssache. Ihr Chef darf mit jedem Angestellten individuelle Gehaltsverhandlungen führen. So lange eine Lohndiskrepanz nicht mit diskriminierenden Ursachen zu begründen ist, darf der Arbeitgeber jeden Mitarbeiter so bezahlen, wie er es für richtig erachtet.

Niemand kann Ihnen verbieten über Ihr Gehalt zu sprechen

Es gibt also kein Gesetz, welches es Ihnen verbietet sich bei Kollegen über deren Verdienst zu informieren und anderen zu verraten, was Sie selbst verdienen. Mit den Konsequenzen müssen Sie aber natürlich zurechtkommen. Es ist durchaus möglich, dass Sie plötzlich unzufrieden mit Ihrem Lohn sind, obwohl er Ihnen eigentlich immer angemessen schien. Wenn Sie natürlich erfahren, dass Ihr Kollege mehr verdient als Sie, obwohl er möglicherweise genau die gleiche Position bekleidet und die gleichen Arbeiten erledigt, dann kann das Unzufriedenheit wecken.

Aber natürlich steht es Ihnen frei, bei der nächsten Gehaltsverhandlung eine Lohnerhöhung zu fordern. Machen Sie aber nicht den Fehler und argumentieren Sie unter dem Motto "Ich habe erfahren, dass Kollege Maier mehr verdient als ich. Das finde ich ungerecht!" Es gibt viele Gründe, warum Ihr Chef Kollege Maier besser bezahlt als Sie. Vielleicht arbeitet er schön länger in der Firma, hat eine höherwertige Ausbildung durchlaufen oder einfach besseres Verhandlungsgeschick unter Beweis gestellt.

Betonen Sie Ihre eigenen Leistungen, wenn Sie mehr Gehalt fordern

Wenn Sie also das Gefühl haben, im Vergleich mit den Kollegen zu wenig zu verdienen, dann dürfen Sie ruhig versuchen, das zu ändern. Als wichtigstes Argument für eine Lohnerhöhung sollte aber die eigene Arbeitsleistung dienen und nicht der Hinweis, dass andere mehr verdienen. Stellen Sie heraus, was Sie persönlich für Ihr Unternehmen leisten oder unterbreiten Sie Vorschläge, wo und wie Sie sich künftig noch stärker einbringen möchten.

Achtung: Sollten Sie feststellen, dass Sie mehr verdienen als Ihre Kollegen, dann dürfen Sie sich zwar solidarisch zeigen, sollten diese aber nicht dazu aufstacheln, sich beim Chef zu beschweren. Das ist nämlich gesetzlich nicht erlaubt und kann dazu führen, dass Sie eine Abmahnung erhalten. Denn bei aller Offenheit und Transparenz ist der Arbeitslohn nun einmal ein sensibles Thema.

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