"Sie wollen während der Arbeitszeit nach Hause fahren und Ihr Kind stillen? Das steht Ihnen natürlich gesetzlich zu, aber sind Sie sicher, dass Sie einem so frühen Wiedereinstieg in den Job gewachsen sind? Das scheint uns doch ein sehr gewagtes Vorhaben zu sein, bleiben Sie doch zu Hause bis Ihr Baby etwas älter ist."
Stillende Mütter, die gleichzeitig berufstätig sind, geniessen in der Schweiz besondere Rechte. Auch grundsätzlich dürfen Frauen mit Kindern im Job eigentlich nicht benachteiligt werden. Soweit die Theorie. In der Realität sieht es häufig noch anders aus: Die wenigstens Arbeitgeber kommen ihren Mitarbeiterinnen entgegen, wenn diese eine Familie gründen und flexiblere Arbeitszeiten brauchen, um Kind und Job unter einen Hut zu bekommen. Dabei können es sich führende Unternehmen heute eigentlich nicht mehr leisten mehrere Jahre auf qualifizierte und bewährte weibliche Fachkräfte zu verzichten, weil die sich in die Elternzeit verabschieden. Es lohnt sich daher, wenn Sie Ihrem rechtzeitig klar machen, dass er nur davon profitieren kann, wenn sein Betrieb als familienfreundlich gilt.
Viele berufstätige Mütter wünschen sich mehr Verständnis für ihre Situation
Gesetze zum Schutz von berufstätigen Müttern sind eine gute Sache, zweifellos. Dennoch reichen sie nicht aus, um Frauen die Vereinbarkeit von Job und Familienleben wirklich zu vereinfachen. Wenn Sie ein Kind grossziehen brauchen Sie flexible Arbeitszeiten und verständnisvolle Kollegen die nicht vorwurfsvoll reagieren, wenn Sie mal wieder ein Meeting früher verlassen müssen, weil Ihr Baby fiebert oder weil ein wichtiger Impftermin ansteht. Wer schulpflichtige Kinder hat ist zudem darauf angewiesen, dass dies bei der betriebsinternen Ferienplanung berücksichtigt wird, denn verreisen können Sie notgedrungen nur noch dann, wenn auch die Schule ihre Türen schliesst. In vielen Unternehmen haben die leitenden Personen inzwischen begriffen, dass sie auf Dauer qualifizierte weibliche aber auch männliche Fachkräfte mit Kindern nur halten oder als Mitarbeiter gewinnen können, wenn sie diese mit einem familienfreundlichen Arbeitsklima überzeugen. Von diesem Trend sollten Sie unbedingt profitieren und wenn nötig Überzeugungsarbeit bei Ihrem Chef leisten.
Ein familienfreundlicher Betrieb werden - dafür gibt viele gute Gründe
Ein richtiger Schritt in die richtige Richtung könnte zum Beispiel eine Betriebskita sein. Eltern können im Job nur zur Höchstform auslaufen, wenn sie ihr Kind während der Arbeitszeit gut betreut wissen. Ist Ihr Betrieb zu klein, um sich eine eigene betriebliche Kinderbetreuung leisten zu können, so besteht immer noch die Möglichkeit, dass er zumindest einen Anteil der anfallenden Kosten für Krippe oder Tagesmutter übernimmt. So werden Sie als Mutter finanziell entlastet und können viel früher nach der Geburt oder mit mehr Stunden wieder in Ihren Job zurückkehren. Davon profitieren nicht nur Sie, sondern auch Ihr Arbeitgeber, weil er den Ausfall weiblicher Mitarbeiter nicht ständig durch neue Kräfte kompensieren muss, die erst eingearbeitet werden müssen.
Es lohnt sich also für Sie, Ihren Chef davon zu überzeugen, dass sein Unternehmen nur gewinnen kann, wenn es als familienfreundlich gilt.
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