Du möchtest etwas auswendig lernen, zum Beispiel ein Gedicht oder ein Rezept. Du liest Dir den zu lernenden Text mehrfach durch, liest ihn laut und legst ihn dann zur Seite um zu testen, ob Du das Gelesene behalten hast und auswendig wiedergeben kannst. Das Ergebnis fällt meist ernüchtern aus: Mehr als ein paar Zeilen oder Sätze sind nicht hängen geblieben und Du musst den Vorlagentext zur Hilfe nehmen. So geht es den meisten Menschen, es sei denn, sie haben ein sehr gutes Gedächtnis oder müssen sehr oft etwas auswendig lernen. Grundsätzlich ist es natürlich möglich, das Erinnerungsvermögen zu trainieren - das beweisen allein die unglaublichen Fähigkeiten einiger Gedächtniskünstler. Aber warum tun sich die meisten Menschen dann so schwer, Dinge zu behalten und müssen sich mit Erinnerungszetteln auf die Sprünge helfen?
Kinder haben eine bessere Merkfähigkeit als Erwachsene
Manchen Menschen fällt das Lernen leicht, anderen bedeutet es grosse Schwierigkeiten. Das Kurzeitgedächtnis funktioniert in der Regel bei Kindern besser als bei Erwachsenen - Du kannst das testen, indem Du mit einem Schulkind eine Runde Memory spielst. Sehr wahrscheinlich hast Du keine Chance zu gewinnen, weil sich dein Mitspieler bzw. Deine Mitspielerin viel besser merken kann, wo die einmal aufgedeckten Kartenmotive zu finden sind. Ähnlich verhält es sich mit dem Auswendig lernen: Auch das beherrschen Kinder häufig besser als Erwachsene. Der Grund: Wir lernen besser in Zusammenhängen. Ein Beispiel: Vielleicht musstest Du als Schüler im Fach Geschichte Daten auswendig lernen. Waren diese mit einem Ereignis verknüpft, welches Du klar vor Augen hattest, so könntest Du Dir das Datum gleich viel besser merken. Ähnlich verhält es sich bei Namen: Hörst Du einem Namen und verknüpfst Du diesen in Deinem Gedächtnis automatisch mit einer Emotion oder einer Begebenheit, dann kannst Du Dich leichter an ihn erinnern.
Gib dem Gelernten eine Bedeutung
Gedächtnisexperten trainieren ihr Erinnerungsvermögen, indem sie sich selbst Hilfestellungen anhand von Bildern konstruieren. Sie ordnen Begriffen ein Symbol zu oder erfinden für sich selbst eine Geschichte, die als "Eselsbrücke" funktioniert. Das tun sie auch mit Zahlen - so ist es zu erklären, dass sie sich scheinbar endlos lange beliebige Zahlenkombinationen merken können. Davon abgesehen kann sich das menschliche Gehirn Dinge besser merken, die es als bedeutsam ansieht. Das ist bei Gedichten von Goethe, Schiller und Co. eher selten der Fall. Zudem sagt die reine Reproduktion von Wissen noch nichts darüber aus, ob Inhalte wirklich gefestigt sind. Kinder mit einer Rechenschwäche versuchen oft, Rechenoperationen auswendig zu lernen. Das bringt jedoch nichts, weil sie das Prinzip nicht verstehen und das Gelernte daher in einem anderen Zusammenhang nicht anwenden können.
Tipp: Inhalte mithilfe von Bildern visualisieren
Wenn Du Dir etwas merken möchtest, solltest Du es ähnlich machen wie die Profis und in Zusammenhängen lernen. So kannst Du Dir viele Dinge leichter merken und verstehst zum Beispiel auch komplexere Texte besser. Einzelne Begriffe oder Zahlen verknüpfst Du für Dich mit einem Bild, zum Beispiel eine 1 mit einer Angel und eine 8 mit einem Schneemann.
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